Lux Express ist eine super Busgesellschaft: Warme Getränke sind gratis, freies Wlan, Bildschirme mit einer ordentlichen Auswahl an Filmen an jedem Sitzplatz. Leider ist der Komfort während der Fahrt auch von deinem Sitznachbarn abhängig. Die nette Dame neben mir ist entweder der Meinung, sie hätte eineinhalb Sitze gebucht und verdient, oder aber sie möchte einfach ein bisschen kuscheln. Nagut. Nach 12 Stunden Körperkontakt, fünf hot chocolates und gefühlten zehn Pass- und Visakontrollen betrete ich um 6:30 Uhr zum ersten Mal russischen Boden. Dobroe utro, welcome to St. Petersburg!
Um zum Hostel zu kommen nehmen wir die Metro. Tickets werden mithilfe von Gestikulation und schlechter Russischkenntnisse gekauft, kein Problem. „Tickets“ sind in St. Petersburg Münzen, die man in den Kasten am Drehkreuz wirft, um dann zur Metro laufen zu können. Und hier lohnt es sich, einen Moment stehenzubleiben, denn architektonisch gehört die Petersburger Metro zu einer der beeindruckendsten.
Nachdem wir diese erste Hürde geschafft haben und auch fast ohne Verlaufen im Hostel ankommen und unser Gepäck abstellen, ist die erste Station die Ermitage. Sie ist eines der größten und verdient berühmtesten Kunstmuseen der Welt. In über 350 Räumen befinden sich unglaublich gut erhaltene archäologische Ausstellungsstücke seit dem dritten Jahrtausend v. Chr., mehr als 2000 Plastiken (unter anderem von Michelangelo und Rodin) und Werken von da Vinci, Rembrandt, Rubens und vielen vielen mehr. Neben all der ausgestellten Kunst sind die Gebäude selbst nicht weniger beeindruckend. Wirklich, ich bleibe in jedem Raum stehen und staune. So ist es unmöglich, die drei Etagen aufmerksam durchzugehen. Durch die erste schlendern wir gemütlich als wir merken, wieviel Zeit vergangen ist. Also sind wir etwas fixer in der zweiten, die letzte schaffen wir nicht mehr. Wer die gesamte Ausstellung ausführlich sehen möchte, sollte definitiv mehr als einen Tag einplanen. Für Studenten ist der Eintritt kostenlos, es lohnt sich aber auch für die regulären sieben Euro.
Durch Bekanntschaften haben wir das Glück, von zwei netten russischen Studentinnen durch die Stadt geführt zu werden. Wir treffen uns an der Kasaner Kathedrale, die am Newski-Prospekt liegt, der Prachtstraße von St. Petersburg („Prospekt“ heißt so viel wie Boulevard). Ein guter Startpunkt für einen Stadtrundgang, denn am Newski-Prospekt und der nahen Umgebung befinden sich die meisten Sehenswürdigkeiten.
Unter anderem die Auferstehungskirche, auch Bluterlöserkirche, die eigentlich nie eine Kirche war oder ist. Zunächst als Denkmal konzipiert, war sie Konzerthalle und Museum, später Theater. Jahrzentelang war sie für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, bis sie 1997 als Museum wiedereröffnet wurde. Die innere und äußere Verzierung besteht vor allem aus Mosaiken. Kitschig und übertrieben prunkvoll, oh ja. Aber genau das macht den Charme hier aus.
Es wird Abend, dunkel und kalt. Heute wird nicht mehr viel gemacht. Das Hostelbett ruft, damit wir morgen ausgeschlafen weiterstaunen können. Und oooohja, es wird ein guter Tag! Was für einen Glücksmoment ich hatte, schreibe ich im nächsten St. Petersburg-Teil. Und entschuldigt die wenigen Fotomotive. Bei dem regnerischen Wetter war ich etwas unmotiviert, ständig die Kamera zu zücken.
bravo na teb.prodalgavam da tscheta s interes.