Die zweite Nacht in St. Petersburg, heute sind wir wacher. Ein St. Petersburger, den wir im Hostel kennenlernen, nimmt uns mit in eine Bar. Bier für umgerechnet 1,30? Dann kann es ja losgehen. Meine Laune sinkt abrupt, als wir die Bar verlassen, denn ich stelle fest, dass mein Portemonnaie verschwunden ist. Vielleicht in meiner Jacke? Hast du es eingesteckt? Nein? Verdammt. Nach vergeblicher Suche und einem verzweifelten „Bitte-sperrt-meine-Kreditkarte“-Anruf bei der Bank entspanne ich mich und genieße den Abend. Den langen Abend. Um fünf Uhr verlassen wir den zweiten Club und ich merke: St. Petersburg ist noch nicht müde. Immer noch sind feiernde Menschen auf den Straßen, aus Bars ertönt laute Musik, alles leuchtet und will zum Tanzen einladen. Aber nicht mit uns. Nach soviel Gelaufe am Tag und in der Nacht sind wir, im Gegensatz zum Rest der Stadt, erschöpft. Also dann, spokoynoy nochi, gute Nacht.
Der nächste Morgen – das heißt etwa Mittagszeit – startet ganz gemütlich, und so verläuft auch der übrige Tag. Ohne Touristenattraktionen auf dem Plan, genau genommen ohne jeglichen Plan, spazieren wir durch die Straßen von St. Petersburg. An einer bekannten Sehenswürdigkeit kommen wir aber doch vorbei: Das Alexander-Newski-Kloster am Ende des Newski-Propekt. 2013 feierte es sein 300-jähriges Jubiläum. Heute gilt es als Ruheoase mitten der Stadt, was für unseren gemächlichen Sonntag genau das Richtige ist.
Zugegeben, zum Ende hin wird es doch etwas stressig, weil zwei klischee-verplante Stundenten von uns (:-*) noch kein Busticket zurück haben und wir keinen Ticketschalter finden, der Busfahrten anbietet (Abfahrt in wenigen Stunden). Auch unsere knappen Russischkenntnissen helfen uns in dem Fall nicht, Englisch spricht kaum jemand. Wir bleiben erfolglos, eilen zum Hostel, um das Gepäck zu holen, hoffen einfach auf freie Plätze im Bus. 15 Minuten vor Abfahrt kommen wir am Bahnhof an und schaffen es tatsächlich noch, zwei Fahrkarten zu kaufen.
Und dann verabschieden wir das schöne St. Petersburg mit der bekannten Lux-Express-Prozedur: Heiße Schokolade trinken, Filme schauen, dreihundert Passkontrollen durchlaufen. Kuscheln mit meinem Sitznachbarn bleibt diesmal aus, ich versuche, so gut wie möglich zu schlafen. Die 12 Stunden zurück vergehen schneller als beim ersten Mal, und schon heißt es wieder auf Lettisch labrīt, guten Morgen Riga!
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