Stambolijski, Bulgarien
Stambolijski (Стамболийски) ist ein Städtchen, das eine knappe halbe Autostunde von Plovdiv entfernt ist. Da ich dort Verwandtschaft habe, bin ich während meiner Bulgarien-Reisen immer ein paar Tage in dem Ort. Auch wenn es noch lange nicht so ausgestorben ist wie andere Dörfer in Bulgarien, ist deutlich erkennbar, dass hier wohl für’s Erste nicht mehr das junge Leben toben wird.
Früher war Stambolijski unter anderem bekannt für seine Konservenfabrik Vitamina, in der vor allem Früchte aus der nährstoffreichen Rhodopen-Region verarbeitet wurden. Marmeladen und Co. wurden in den gesamten Ostblock exportiert, die Fabrik zählte tausende MitabeiterInnen. Viele junge Familien bauten sich ihr Leben in der Stadt auf. Nach der Wende und infolge der Privatisierung wurde der Betrieb in der Fabrik jedoch eingestellt und eine Sanierung blieb aus. Also verließen viele Menschen die Stadt und zogen zum Beispiel nach Plovdiv oder in andere größere Städte.
Läuft man heute durch die Straßen Stambolijskis, trifft man fast ausschließlich auf ältere Menschen. Manche tragen kleine Plastiktüten mit ihren Einkäufen nach Hause, andere sitzen in Grüppchen vor einem Laden und unterhalten sich leise.
Aber es geht auch lauter. Jeden Samstag wird ein Basar aufgebaut, auf dem Obst und Gemüse aus eigenem Anbau und andere Lebensmittel angeboten werden. Aber nicht nur das. Neben dem Kartoffel-Stand gibt es Turnschuhe und Unterwäsche zu kaufen, bevor fünf Meter weiter Autoreifen und Werkzeuge auf neue Besitzer warten. Teppiche, Toilettenpapier, Pflanzendünger, alles, was das Herz begehrt. Sprachlos werden Unwissende wie ich aber erst bei den Hühnern, Schweinen und Kaninchen, die zwischen all dem Krempel zum Verkauf stehen.
Teilweise fühlt es sich an wie auf dem Fischmarkt in Hamburg. „Hier, die letzten Hemden, ganz besonders günstig!“ Neben der Dame, die in die Menge schreiend die Kleidung an ihrem Stand loswerden möchte, grunzen die Schweine und gackern die Hühner. Nein, das ist viel verrückter als jeder Fischmarkt. Für viele Bewohner ist der Basar außerdem ein Treffpunkt, um sich bei einem Bierchen zu unterhalten und auf dem Laufenden zu halten.
Die Fotos hier oben sind bei meinem Besuch letztes Jahr entstanden. Dieses Mal hatte ich meine Kamera nicht dabei, wollte aber ein paar Bilder festhalten und habe ein bisschen mit dem Handy (nicht unbedingt eines der modernsten) gefilmt. Entschuldigt bitte die Qualität und das schreckliche Wackeln! Ich hoffe, ihr bekommt trotzdem einen Eindruck von dem Basar.
Das war es erst mal mit einem kleinen Ausschnitt aus dem Leben in Stambolijski und damit beende ich für’s Erste die Beiträge zu meiner Bulgarien-Reise. Bald gibt es dann Eindrücke aus einer schönen westeuropäische Hauptstadt, in die es mich letzte Woche spontan verschlagen hat.
Bis dahin, macht’s gut
eure Alex
Danke Alex, bin begeistert von deinem Bericht! Werde da mal hinfahren, um zu schauen und vielleicht ein Schnäppchen zu finden. Kennst du noch mehr solche interessante Ziele in Bg? Danke bleib gesund und weiter so. Wir sind deutsche, noch fitte, Rentner und am gesamten bulg. Leben hier interessiert. frdl. Grüße Ruth
Liebe Ruth, vielen Dank für die liebe Worte! Was ich auch interessant finde, aber noch mal ganz anders, sind Dörfer wie Kosovo und Zesale in Bulgarien. Schau mal im Menü unter „Bulgarien“. Auch die Wunderbrücken sind einen Besuch wert. Ein besonderer Fan bleibe ich aber von Plovdiv. Viel Freude beim Erkunden und bleibt ebenso gesund und fit!
Viele Grüße
Alex
Da war ich auch mal! 😀 Habe tolle Artikel gefunden, welche ich dann bedrucken liess und meinen Kunden als Werbegeschenke zugestellt habe. Ist gut bei den Kunden angekommen. 🙂
Menschen, Leben, Geschichte, Entwicklung, Erinnerung und immer so weiter… Es ist wichtig, die Geschichte zu kennen und die weiter zu geben.
Danke!
Absolut! ♥