Die kommenden fünf Monate werde ich in der lettischen Hauptstadt Riga verbringen und Vieles, was mir anfangs noch anders vorkam, wird für mich zum Alltag werden. Bevor ich also die Besonderheiten und Unterschiede zu Deutschland nicht mehr wahrnehme, schreibe ich schnell meine Eindrücke auf.
Fact 1: Einkaufen ist immer möglich.
Die Geschäfte und Supermärkte sind größtenteils sieben Tage die Woche geöffnet und das oft bis 23 Uhr oder länger. Alkohol darf ab 22 Uhr allerdings nicht mehr in Supermärkten verkauft werden. Und auch nicht öffentlich konsumiert werden, wenn er als Alkohol erkennbar ist.
Fact 2: Eishockey
Der Nationalsport der Letten, nach dem alle verrückt sind. Super! Damit kann ich mich mehr anfreunden als mit Fußball. Ein Spiel live miterleben? Schon abgehakt. Die Stimmung in der Arena war klasse und für 3,75 Euro Eintritt kann man sich das auch mehrmals leisten. Nach dem Spiel ging es in eine Pizzeria, auch Restaurants sind hier vergleichsweise günstig.
Fact 3: Öffentliche Verkehrsmittel
Die sogenannten Trolleybusse sind eine Mischung aus Straßenbahn und Bus. Die Linie 15 fährt im Kreis durch Riga und mich von meiner Wohnung zur Uni und zurück. Legendär und bekannt ist sie für die Massen, die täglich mit ihr fahren und ihr den spezifischen „Linie-15-Geruch“ geben – ein Haufen gestresster Menschen auf engem Raum, deutlich spürbar.
Am ersten Tag hieß es, wir sollten die Minibusse meiden. Ich war einmal gezwungen, mit einem solchen zu fahren. Wie schlimm kann das schon sein? Immerhin habe ich ähnliche Minibusse in Istanbul überlebt. Ich habe ihn auch hier überlebt, obwohl ich während der Fahrt wirklich nicht sicher war, wie es ausgeht. Dass keine Plätze mehr frei waren, hat niemandem gejuckt! Der Bus hat im laufenden Verkehr gehalten und Leute einsteigen lassen. Es kamen immer mehr Menschen dazu, die versucht haben, sich in den Gang zwischen den Sitzen zu quetschen. Genauso wenig hat den Fahrer der Stau auf der Straße interessiert. Quer und mit Tempo über den Bürgersteig, was soll’s, die Fußgänger sind es wohl gewohnt.
Fact 4: Nicht ohne Regenschirm!
Ich fühle mich wettertechnisch wie in London. Ständig regnet es, auch wenn es morgens noch nicht danach aussieht. Momentan schwankt auch die Temperatur stark und man muss auf alles vorbereitet sein. Regenschirm, Sonnenbrille, Pullover über Shirt und Jacke in der Tasche.
Update: Das hat sich mit der Zeit etwas gelegt, in den späteren Monaten waren es dann eben mal Minus 20 Grad, ein ganz normaler Winter.
Fact 5: heimlose Kätzchen
Leider gibt es hier (abgesehen von den belebten Innenstadt-Bezirken) sehr viele Straßenkatzen. Überrascht hat mich aber, wie gut viele von ihnen aussehen. Glattes Fell, nicht abgemagert. In der Moskauer Vorstadt, ein Stadtteil, in der sich das Hostel befindet, in dem ich zuerst untergekommen bin, gibt es besonders viele. Jeden Morgen haben 5 bis 10 Katzen auf eine ältere Dame gewartet, die sie gefüttert hat.
Fact 6: Mit Absatz über Stock und Stein
In der Altstadt läuft man auf Kopfsteinpflaster. Nicht, dass das besonders wäre. Aber dass täglich Frauen in High Heels und Minirock versuchen, elegant durch die holprigen Gassen zu laufen, das verstehe ich nicht.
Das waren meine ersten Eindrücke von Riga. Unfassbar, wie schnell ein Monat vergangen ist. Mittlerweile bin ich mit zwei anderen Deutschen (Es gibt zu viele von ihnen!) in eine WG gezogen, habe viele viele andere Erasmus-Leute kennengelernt und mich ganz gut in die Stadt eingelebt. Morgen geht die Uni los, dann wird ganz seriös studiert (Update: Hahahaha)!