von Alexandra Ianakova – Österreich
Ich stehe mit meiner Familie an der Piste im Skigebiet Achensee-Rofan, in Tirol. Die Mittagssonne lacht, der Himmel ist klar, perfektes Wetter zum Skifahren. Ein paar Touren haben wir schon hinter uns, als wir ein Stück abseits eine Menschenmenge entdecken und uns, wie man es von typischen Touristen verlangt, auf sie zu bewegen. So, was gibt’s hier zu sehen? Alle schauen nach oben, blinzeln, manche mit verzerrten Gesichtern, andere aufgeregt mit aufgerissenen Augen. Synchron folgen wir den Blicken der Urlauber. Und dann sehen wir ihn auch: den Adler. Den Adler, der unter seinen mächtigen Flügeln vier kreischende Menschen hält. Wie bitte?
Genau genommen handelt es sich um AIRROFAN Skyglider, eine Attraktion des Skigebiets. Das Fluggerät, das der Gestalt eines Adlers ähnelt und an einer Seilbahn entlangfährt, nimmt bis zu vier Personen gleichzeitig rückwärts mit auf 2.040 m Höhe, zum Gschöllkopf (Gipfel im Rofangebirge). Oben angekommen, stürzt man mit 85 km/h auch schon wieder zurück in die Tiefe.
Ein Blick zu meinem Vater und ich weiß, was als nächstes kommt. „Ich besorge die Tickets!“, lese ich in seinen Augen. So schnell ist die Sache nicht beschlossen. Meiner Schwester wird schon schlecht, wenn sie entgegengesetzt der Fahrtrichtung in der Bahn sitzt. Und jetzt gleich hängend über den Bergen Tirols? Naja, und ich hab es auch nicht so mit der Höhe. Allerdings weiß ich ganz genau, dass ich mich im Nachhinein ärgere, wenn ich den Spaß nicht mitmache. Jetzt bin ich schon mal hier, also los! Gut, meiner Schwester ist das Risiko, die Skifahrer unter sich mit ihrem Mageninhalt zu überraschen, dann doch zu hoch. Meine Eltern und ich aber wagen den Flug.
Über den Wolken…
Nach geringer Wartezeit sind wir an der Reihe. Fix werde ich in eine riesige, gelbe Weste gesteckt. Die Farben unterscheiden sich je nach Größe. Mein Vater sieht in seiner roten Weste aus wie ein dicker Marienkäfer. Und gleich darf er fliegen! Fertig eingepackt, werden wir horizontal mit dem Rücken an das Fluggestell gehakt, die Füße strecken wir nach hinten und legen sie auf der dafür vorgesehenen Halterung ab. An den Griffen vor uns dürfen wir uns festhalten. „Alles in Ordnung? Dann kann es losgehen.“ Mulmiges Gefühl, aber es geht los. 200 m werden wir nun rückwärts bis zum Gipfel gezogen, oben halten wir für ein paar Sekunden. Die Nervosität ist vergessen, als ich die traumhafte Aussicht realisiere. Die scheinbar endlosen, mit Schnee bedeckten Gebirgshügel glänzen in der Sonne. Ich möchte den Blick noch ein bisschen länger schweifen lassen, aber plötzlich setzt sich der Adler wieder in Bewegung, wird schneller und düst mit uns zurück zum Startpunkt. Meine Wangen wabbeln und ich spüre meinen unruhigen Herzschlag. Dann werden wir langsamer und bleiben schließlich stehen. Huch, das wars schon.
Der ganze Spaß geht tatsächlich schnell zu Ende und ist weniger spektakulär als erwartet. Im Großen und Ganzen lohnt sich der Flug mit dem Skyglider aber, denn eine solche Aussicht auf die Tiroler Berge ist einmalig. Wenn ihr Lust bekommen habt und auch mal in den Fängen des Adlers sein wollt (Das könnt ihr ebenso bei eurem Wanderurlaub im Sommer), findet ihr hier weitere Informationen.
Und wenn ihr lieber Österreich von zu Hause aus erleben möchtet, backt doch einfach Kaiserschmarrn – meiner Meinung nach eines der besten Rezepte überhaupt!