Wenn Rentner dich beim Wandern überholen

von Alexandra Ianakova

Es ist nicht nötig, weit zu fliegen, um Beeindruckendes zu sehen. Deutschland hat ein paar wirklich schöne Ecken und zu denen gehören mit Sicherheit die Mittelgebirge. Der Harz ist das höchste Gebirge in Norddeutschland, wobei der Brocken mit 1141,2 m ü. NHN den höchsten Gipfel darstellt.

Vor drei Jahren bin ich im Sommer hochgewandert, bei guter Sicht lohnt sich das sehr! Letztes Wochenende war es zum zweiten Mal so weit, bei etwas niedrigeren Temperaturen und viel mehr Schnee.

Zum Glück hielten sich die Grade um den Gefrierpunkt und nicht stark darunter, sodass wir ohne Kälteschock und Schneesturm die 6,5 km bergauf gehen konnten. Trotzdem war ich überrascht, wie viele Menschen sich auf den Weg gemacht hatten. Vor allem die ältere Generation scheint das Wandern zu lieben und gut in Form zu sein. Wenn dich Ü-70-Paare überholen, zweifelst du doch leicht an deiner Fitness. Aber was solls, nicht jeder kann ein Brocken-Benno sein [mehr zu Benno].

Neben Bergsteigern haben wir ein paar Verrückte (Erwachsene!) getroffen, die den Eckerlochstieg (den steilsten Weg von Schierke hoch zum Brocken) auf Plastikschlitten runtergerodelt sind und viel Spaß dabei hatten. Über Stock und Stein sah das Ganze ziemlich gefährlich aus. Von schlimmen Nachrichten habe ich aber nichts gehört und gehe davon aus, dass sie – wie auch immer – heil unten angekommen sind. Noch wahnsinniger sind die vielen Mountainbiker, die scheinbar mühelos auf den Berg fahren, vermutlich auch bei jedem Wetter. Riesen Respekt!

Schon auf dem Weg haben wir immer wieder gestaunt, wie schön und märchenhaft der Wald wirkt. Verschneite und vereiste Bäume, von denen ab und zu ein Häufchen Schnee fällt. Alles bei wunderbar frischer Luft! Trotz der großen Gruppe und kurzen Fotopausen haben wir keine zwei Stunden gebraucht, um oben anzukommen. Am Gipfel war es dann doch verdammt windig und kalt, also haben wir uns in eine warme Hütte verkrochen und mit heißer Schokolade (oder Schierker Feuerstein) gestärkt.

Nach einem Abstecher ins Brockenhaus, ein kleines, sehr nett gestaltetes Museum, ging es für uns wieder bergab – aber nicht zu Fuß, sondern mit der Harzer Schmalspurbahn. Nach knappen zwei Stunden Fahrt sind wir in Wernigerode angekommen, von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung zurück nach Magdeburg.

Das war mein Sonntag, wortwörtlich im winter wonderland. Ganz kurz zum Tag vorher: In Braunlage habe ich spontan entschieden, Snowboard zu fahren – oder es zu versuchen. Sauanstrengend und oft total demotivierend, weil ich anfangs mehr gefallen bin und im Schnee lag als tatsächlich auf dem Brett zu stehen und zu fahren. Ski fahre ich seit 18 Jahren, aber Snowboarding ist komplett anders und hat viel mehr mit Gleichgewicht zu tun. Ein Tag ist definitiv zu wenig, um es zu lernen, ich bin immerhin 30 Sekunden gefahren ohne zu fallen. Spaß macht es trotzdem allemal!

Der Harz bietet also im Sommer wie im Winter tolle Möglichkeiten und ist garantiert einen Ausflug wert. Vor allem Leute aus der Region sollten mindestens zu beiden Jahreszeiten den Brocken einmal besteigen und die Natur genießen. Ein bisschen Bewegung, Ausdauertraining, frische Luft und eine wunderbare Aussicht, was will man mehr.