von Alexandra Ianakova
Vor zwei Jahren habe ich die Zusage der University of Latvia für ein Auslandssemester in Riga erhalten. Ich war niedergeschlagen, weil das nicht meinem Erstwunsch entsprach und ich entgegen meiner Vorstellung allein in eine fremde Stadt ziehen würde. Und Riga? Ich konnte nicht einmal sagen, wo das liegt, geschweige denn benennen, wie Kultur und Menschen da oben sind. Einige Monate später habe ich realisiert, dass diese Zusage das Beste war, was mir passieren konnte. Ich nehme euch heute mit auf eine kleine Reise ins wunderschöne Baltikum.
Vilnius, Litauen
Erste Station ist Vilnius und der 140 Meter hohe Gediminas-Burgberg, auf dem einst die größte Verteidigungsanlage der Stadt gebaut war. Heute steht nur noch ein einziger Eckturm, der neben einem Museum einen tollen Blick über Vilnius bietet. „Berge“ sind in den baltischen Staaten eher Hügel, mit meiner mäßigen Fitness bin ich hier also richtig. Nach einem Spaziergang durch eine der größten Altstädte Osteuropas, die zudem zum UNESCO-Welterbe gehört (wie alle der baltischen Hauptstädte!) und entlang einiger der über 50 Kirchen der Stadt, gibt es litauische Zeppellinas (gefüllte Kartoffelklöße) in einem traditionellen Restaurant.
Am nächsten Tag ging es eine halbe Stunde lang mit dem Bus zur berühmten spätmittelalterlichen Wasserburg in Trakai. Ein toller Ort, um die Füße ins Wasser und die Seele baumeln zu lassen.
Bei etwas mehr Zeit in Litauen würde ich wahnsinnig gerne zum Berg der Kreuze bei Šiauliai gehen, vor allem für Wallfahrt-Interessierte von Bedeutung. Und wenn ich schon da bin, ist es nicht mehr allzu weit zur Ostsee, an die der Nationalpark Kurische Nehrung angrenzt. Vor allem die beeindruckende Natur der baltischen Länder ist eines meiner Reiseziele. DerTour hat dafür gerade eine Rundreise zusammengestellt, auf der ihr die genannten und weitere Orte im Baltikum besuchen könnt.
Riga, Lettland
Zurück zu der Stadt, in der ich die sieben besten Monate meines Lebens verbracht habe: Riga. Riga ist stark geprägt vom Lettischen Unabhängigkeitskrieg, von Sowjetbauten und von Armut am Stadtrand, die mich an verlassene Dörfer Bulgariens erinnert. Und Riga ist Kulturhauptstadt, ist Jugendstilmetropole, hat eine der schönsten Altstädte, die ich kenne und bietet einen Panoramablick über Kirchtürme und die Daugava, der mir immer in Erinnerung bleiben wird. Ich habe mich in diese Stadt verliebt, die mir so viel gezeigt und mich bis heute geprägt hat.
Mein täglicher Blick aus dem Küchenfenster fiel direkt auf mehrere Sehenswürdigkeiten: die Akademie der Wissenschaften, die viel lieber noch als Stalins Geburtstagstorte bezeichnet wird und der Zentralmarkt in den Luftschiffhallen, der in den 1930ern als modernster Markt Europas galt und heute Lebensmittel und lokale Köstlichkeiten zu niedrigen Preisen anbietet. Und dann ist da noch ein Gebäude weiter hinten, das für Kontroversen in der Bevölkerung sorgte. Die Nationalbibliothek. Sie sei zu teuer, überdimensioniert und unförmig. Nichtsdestotrotz kamen tausende Letten dem Aufruf zur Eröffnung 2014 entgegen, bildeten eine Menschenkette und transportierten so über 2000 Bücher der alten Bibliothek zum neuen Standort.
Generell scheinen sich die Letten ihrem Land und ihren Mitmenschen sehr verbunden zu fühlen, sind traditionsbewusst. Der Semesterstart wird jedes Mal von einer riesigen Masse an Studierenden, Lehrenden und anderen Interessierten auf einem großen Platz zelebriert und es gibt lettische Volkstänze. Diese finden zudem wöchentlich im Folkklubs Ala Pagrabs statt, ein traditionelles Restaurant, in dem Touristen und Einheimische gleichermaßen Kultur und gutes Bier genießen. Apropos: Cafés, Bars und Clubs bietet Riga en masse, die alternative Kulturszene kommt dabei nicht zu knapp. Für freies Theater und Musik bin ich häufig ins Kaņepes Kultūras Centrs gegeangen.
Von Riga aus kommt man wunderbar an weitere schöne Ecken Lettlands. Über Sigulda, die Lettische Schweiz, und ihre Burg Turaida habe ich bereits berichtet. Schaut mal hier. Außerdem lohnt sich ein Ausflug an den Kur- und Badeort Jūrmala an der Ostsee, zu dem eine hübsche Promenade und viele nette Restaurants gehören. Ich kann mir gut vorstellen, eine längere Radtour entlang der Küste Rigas oder der gesamten baltischen Staaten zu machen. Hierfür kann ich auf ein Angebot hinweisen, das neben der Küstenregion die drei Hauptstädte als Ziele beinhaltet und für längere Strecken einen Bustransfer.
Tallinn, Estland
Stichwort Transfer. Die Strecken zwischen den baltischen Staaten sind vergleichsweise kurz und mit Bussen wie Lux Express auch für Studierende bezahlbar. Ich bin damals von Riga nach Tallinn gefahren und habe für die 4 Stunden vielleicht 7,- Euro gezahlt. An jedem Sitz ist dazu noch ein Bildschirm befestigt, auf dem ich viiiiele Filme geschaut hab (Die 12 Stunden nach St. Petersburg waren also auch machbar).
Und damit zur dritten baltischen Hauptstadt. Als ich damals in Tallinn angekommen bin, war es dunkel und kalt und ich habe mich auf dem Weg zum Hostel in der Altstadt verlaufen. Es konnte nur besser werden. In aller Frische bin ich am nächsten Tag auf Entdeckungstour gegangen und wurde vom mittelalterlichen Charme verzaubert. Auf dem großen Rathausplatz befinden sich viele Stände mit estnischen Spezialitäten. Das ist ein guter Startpunkt, um durch die Gassen zu schlendern und die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen.
So ruhig und altmodisch diese zunächst wirkt, Estland ist tatsächlich ziemlich modern. Skype wurde hier erfunden, sagen die Estländer und weisen gleichzeitig darauf hin, dass Schweden und Dänemark ganz anderer Meinung seien. Vielleicht findet ihr bei einem Besuch mehr heraus. Fest steht, dass das nördlichste baltische Land nicht nur geografisch eine Nähe zu Skandinavien aufweist. Fortschritt und Digitalisierung spielen eine wichtige Rolle. WLAN gibt es überall, öffentlich und kostenlos, Parkgebühren werden per Handy bezahlt und Lernmaterial sowie Noten für Schüler sind online einsehbar.
Ich bin beeindruckt vom alternativen Künstlerviertel, den vielen schönen Cafés und den mächtigen Pancakes, die ich im Kompressor Pub gegessen habe. Tallinn hat mich in der kurzen Zeit ganz schön gepackt. Nächstes Mal bleibe ich länger und plane zusätzlich Zeit ein für Tartu, die zweitgrößte und Studentenstadt Estlands, von der mein Professor in Riga gerne geschwärmt hat.
All in All
Allgemein empfehle ich das Baltikum wärmstens für (längere) Reisen, denn es gibt wirklich viel zu sehen, ob mit dem Auto, Bus oder Rad. Und ihr kommt vergleichsweise gut und günstig hin. Zumindest wenn ihr aus dem Norden/Nordosten Deutschlands kommt, seid ihr fix an der polnischen Ostsee. DerTour schlägt deshalb vor, von Danzig aus entlang der Bernsteinküste über die baltischen Staaten bis nach Tallinn zu reisen. Das finde ich eine schöne Idee und einen Anreiz für einen Roadtrip mit Freunden im Sommer. 🙂
Ich bin beim Anschauen der Fotos und Zurückblicken an die Zeit im Baltikum nicht zu wenig in Reisestimmung gekommen. Mal schauen, wohin es diesen Sommer geht. Wenn ihr andere Anreize und Ausflugsziele habt, freue ich mich sehr, von diesen zu lesen und wünsche euch entspannte, sonnige Tage!
Eure Alex
*Dieser Beitrag ist im Rahmen einer Kooperation entstanden und daher Werbung. Alles Beschriebene entspricht dabei meiner eigenen und ehrlichen Erfahrung.
Oh Du glückliche. Ich hätte so gerne eine Weile im Baltikum gelebt. Wenn ich die Fotos sehe, fühle ich mich in meine Jahre in Tschechien zurück versetzt. Die Architektur ist so ähnlich, hättest Du behauptet die Bilder sind aus Olmütz hätte ich es ebenso geglaubt.
Die vermitteln so eine ganz bestimmte Stimmung, da kribbelt es bei mir im Bauch und ich würde mich gerne ins Auto setzen und einfach mal wieder für ein paar Monate verschwinden.
Herzliche Grüße, Oli
Tatsächlich? Das Kribbeln kann ich mir gut vorstellen. Ich war zuletzt in Kindeszeiten in Tschechien (damals sehr häufig) und habe mir eigentlich vorgenommen, diesen Sommer wiedermal einen Ausflug dorthin zu machen. Zumindest so bald wie möglich!
Liebe Grüße
Alex
Danke für die schönen Geschichten und Bilder 🙂
Sehr, sehr gern! Danke für dein Lob 🙂
Gerne 🙂
Oh, das Baltikum steht auch schon lange auf meiner Liste… Kommt man da deiner Erfahrung nach gut mit Englisch rum oder braucht man Russisch? Liebe Grüße, Tring
Liebe Tring,
Ich kann vor allem für Riga sprechen, weil ich da längere Zeit gelebt habe. Dort kommst du wunderbar mit Englisch zurecht, das Englisch der Letten (jede Generation nach meiner Erfahrung) ist auf hohem Niveau. Russisch ist sicher auch ein Vorteil, aber nicht zwingend notwendig.
Liebe Grüß zurück
Alex :I
Danke dir!
Sehr gerne!