Erinnert ihr euch an Benes Bericht über die Reise nach Singapur? Falls nicht, schaut doch noch einmal hier vorbei, bevor ihr die folgenden Zeilen lest. Denn letztes Jahr ist er nach Südostasien gereist und hat die vielen Eindrücke fleißig verschriftlicht. Der Singapur-Bericht war nur Teil Eins. Nun folgt der zweite Teil, in dem es um das vielseitige Vietnam geht. Viel Spaß beim Lesen!
Text und Bilder von Benedikt Paulus
Nach ein paar Tagen Singapur fühlte sich Hanoi, Vietnams Hauptstadt, an wie eine andere Welt, obwohl nur drei Stunden Flug zwischen beiden Städten liegen. Beständiger Nieselregen, da Regenzeit, geradezu lächerlich chaotischer Verkehr und was das Thema Sauberkeit betrifft, das absolute Gegenteil von Singapur. Zum Glück sind die Lebenshaltungskosten in Vietnam ein Bruchteil von denen in Singapur, sodass ein Abendessen in der Altstadt mit nicht einmal 5 Euro pro Person zu Buche schlug, Getränke inbegriffen. In Singapur konnte man ohne weiteres mit dem Vierfachen rechnen und bekam dafür nicht mal eine freundliche Bedienung, auch wieder ganz anders als in Vietnam.
Zwischen Garküchen und Gewusel
Die Umstellung dauerte jedoch nicht lange, denn das chaotische Durcheinander hier hat sein ganz besonderes Flair. Im Gewusel der engen, mit Motorrollern verstopften Straßen versucht jeder dritte Einheimische, dich entweder in sein Restaurant zu bugsieren oder dir etwas von seinem Bauchladen zu verkaufen. Die Restaurants und Garküchen, die einen Angestellten eines deutschen Gesundheitsamtes den Sinn des Lebens in Frage hätten stellen lassen, tischen auf winzigem Plastikmobiliar geschmacklich einwandfreie Köstlichkeiten auf und der Nervenkitzel beim Überqueren von Straßen war eine gelungene Abwechslung vom eher uninteressanten Verkehr in Deutschland.
Natur und Kultur
Erholung vom lärmenden Stadtleben in Hanoi verschaffte uns eine Übernachtung auf einem Schiff in der Ha Long Bucht, umgeben von hunderten imposanten Kalkfelsen auf einer fast spiegelglatten See. [Zwischeninfo von Alex: Auf diesem Schiff machen die vier einen spannenden kleinen Kochkurs, in dem sie lernen Frühlingsrollen zuzubereiten. Das Rezept nach dem vietnamesischen Reiseführer vor Ort gibt es hier.]
Auch die nächste Etappe in Zentralvietnam war erneut eine hundertachtzig-Grad-Wende. Kulturstätten wie Kaisergräber, Tempel und Pagoden sowie die verbotene Stadt in und um Hue bei wieder strahlender Sonne fühlten sich an wie ein anderes Land, auch wenn der Verkehr hier nicht minder chaotisch war als in Hanoi. Die von hunderten Lampions erleuchtete Altstadt am Fluss in dem pittoresken Fischerstädtchen Hoi An zweihundert Kilometer weiter südlich lud zum Schlendern durch die dutzend Souvenirlädchen ein, wo wir beherzt um den Preis jedes sowieso schon günstigen Nippes feilschen konnten.
Ho Chi Minh City
Der letzte Stopp der Rundreise durch Vietnam war Ho Chi Minh City oder Saigon, die größte und am europäischsten wirkende Stadt des Landes. Man sollte es nicht für möglich halten, aber das Durcheinander auf den Straßen hier setzte dem bisher erlebten nochmals die Krone auf. Zwischen modernen Wolkenkratzern und touristischen Bars, aus denen laut Musik schallt, fühlt man sich schon fast wieder wie in Singapur, beim Ausgehen kann man sich aber zum Glück immer noch über kleine Preise und nette Kellner freuen.
Außer den Sehenswürdigkeiten der Stadt bekamen wir hier im Süden des Landes auch noch die Cu Chi Tunnel, einen beeindruckenden und bedrückenden Schauplatz des Vietnamkrieges, der immer noch deutlich im Leben der Vietnamesen nachhallt und das Mekong-Delta zu sehen. Dieser gigantische Strom fächert sich auf einer Fläche größer als Baden-Württemberg in hunderte großer und kleiner Äste auf, sodass sich das Leben in dieser Region hauptsächlich auf dem Wasser abspielt. Dort besuchten wir auch einen typischen Familienbetrieb, um einen Einblick in das Leben der Bevölkerung erhaschen zu können. Die süßen und salzigen Knabbereien, die dort in Handarbeit produziert werden, waren etwas ganz anderes als das, was wir gewohnt sind – aber doch immer wieder interessant, wie Dinge, die so unterschiedlich sind, dennoch alle so gut sein können.
Einmal Urlaub bitte
Den letzten Teil des Urlaubs bildete ein viertägiger Strandurlaub auf Phu Quoc, der größten Insel Vietnams, im Golf von Thailand an der Grenze zwischen Kambodscha und Vietnam gelegen. Von vermülltem Meer ließen wir uns hier nicht die Freude über die wirklich empfehlenswerte Hotelanlage nehmen, die aus zig kleinen Häuschen bestand und direkt am Meer lag. Ein wenig Luxus und Entspannung nach der anstrengenden Rundreise mussten dann doch noch sein.
So unterschiedlich Singapur und Vietnam auch sind, egal, ob untereinander oder im Vergleich zu Deutschland, dennoch oder auch gerade deshalb lohnt sich natürlich ein Besuch besonders. Vor allem Vietnam wird jedoch in den nächsten Jahren stark vom Tourismus erschlossen werden, daher kann ich jedem, der an einer Reise dorthin interessiert ist, nur empfehlen, das möglichst bald zu tun, so lange noch möglichst viel vom ursprünglichen Charakter des Landes erhalten ist.
Danke dir, Bene, für diese spannenden Eindrücke!
Ein super „Reiseführe“. „Perfektomundo“ Bene!