Meine Kindheit? Ich bin bulgarisch in Deutschland aufgewachsen. So hatte ich die wunderbare Möglichkeit, parallel zwei Sprachen zu lernen und mich durch zwei verschiedene Küchen zu kosten. Die meiste Zeit meines bisherigen Lebens habe ich im östlichsten Bezirk Berlins verbracht: in Marzahn. Ja ja, die dicke Blonde im pinken Jogginganzug. Aber ich werde jetzt keine Klischees ausgraben, denn Marzahn hat tolle Ecken und ich habe sehr gerne dort gewohnt. Meine Schulfreunde haben mich tatsächlich immer mit einem breiten Lächeln besucht, aber das mag wohl vor allem an der bulgarischen Gastfreundschaft meiner Familie liegen.
Eines meiner liebsten bulgarischen Gerichte: Banitsa, ein Blätterteiggebäck mit Käse
Kleiner Exkurs auf die Balkanhalbinsel: In Bulgarien spielen das Beisammensein, Freunde und Familie eine große Rolle. Und am ehesten kommt man doch zusammen, wenn es Essen gibt. Dieses kann sich über mehrere Stunden hinwegziehen. Man setzt sich nicht an den Tisch, um zu essen und wieder aufzustehen. Es geht um das Gemeinsame, darum, mit der Familie zu reden, die (Mahl)zeit zu genießen. Jedes Mal ist für reichlich Essen und Trinken gesorgt, natürlich gibt es Nachtisch und oft gibt es Schnaps. Da spontaner Besuch von Freunden in Bulgarien gängig ist, sind Familien auch darauf stets vorbereitet und können ihren auch unangekündigte Gästen direkt einen gut gedeckten Tisch bieten.
Das hat sich in meiner Klasse schnell rumgesprochen. Gruppentreffen? Am besten bei Alex. Nach der Schule kamen Freunde mit nach Hause und waren glücklich, als es wieder neue bulgarische Spezialitäten zum Probieren gab. „Nimm dir hiervon noch etwas mit.“, hörte ich meine Mutter oft sagen, als meine Klassenkameraden aufbrechen mussten.
Herzlich und lecker geht es auch immer an Feiertagen zu, vor allem an Silvester. Nicht nur die Elterngeneration, auch uns zieht es immer wieder in die osteuropäische Stimmung, zu der bulgarischen Volksmusik und dem ausgelassenen Tanz. Ich kann mich an kein Neujahr erinnern, in das wir nicht mit bester Laune gestartet sind. Und das verdanke ich zum großen Teil meinen Eltern, die immer wieder ein kleines Stück Balkan nach Marzahn bringen.
Und, Appetit auf Bulgarien bekommen? Ich habe meine Mutter gebeten, ein traditionelles Gjuwetsche zuzubereiten. Trotz etwas Scheu vor der Kamera hat doch alles geklappt 😛 Schaut rein! Auf dem mittleren Bild seht ihr übrigens Baklava nach dem Rezept meiner Oma. Gemeinsam mit ihr ist auch dieser Beitrag entstanden.