von Alexandra Ianakova
Nicht ganz, Marteria. Denn wir haben uns ein bisschen spießig gefühlt, als wir im Stockholmer Hotel feststellten, dass wir die einzigen beiden Leute waren, die die Hälfte ihres Lebens noch nicht erreicht hatten. Dieses Gefühl verging jedoch recht schnell und wurde durch den Gedanken ersetzt, dass sich tatsächlich mehr junge Leute in den wunderschönen Norden begeben sollten, anstatt sich am Strand zu berauschen. Ich sage euch, warum.
Wir, das sind Max und ich, waren fest entschlossen, einen Teil der Semesterferien in einer uns noch unbekannten Stadt zu verbringen. Von der skandinavischen Halbinsel im Allgemeinen wurde uns viel vorgeschwärmt und Köttbullar und Möbelshoppen bei Ikea haben uns nicht ausgefüllt. Was also spricht zum Beispiel gegen die schwedische Hauptstadt? Ganz genau, nichts. Flüge und Hotel wurden frühzeitig und zu studentenfreundlichen Preisen gebucht und im August ging es los.
14 Inseln, 14 Welten
Stockholm erhebt sich auf 14 Inseln zwischen dem Mälaren und der Ostsee und wird gerne auch als „Venedig des Nordens“ bezeichnet. Natürlich reicht unsere Urlaubswoche nicht, um alle Inseln zu besuchen, über etwa die Hälfte verschaffen wir uns immerhin einen Eindruck. Jede Insel hat ihre eigenen Besonderheiten, ihren eigenen Stil. Während Kungsholmen vor allem wegen des Stadhusets (Rathaus und Regierungssitz) bekannt ist, stellt Östermalm die Gegend der Reichen und Schönen dar. Södermalm, als Szeneviertel der Künstler und Alternativen mit einer ausgeprägten Kneipenkultur, erinnert uns stark an Berlins Prenzlauer Berg. Einen Spaziergang machen wir auf Djurgarden, denn die grüne Lunge der Stadt bietet mit ihrem Freilichtmuseum und Grünflächen ideale Möglichkeiten zur Entspannung. Am meisten angetan bin ich von der Altstadt, der Insel Gamla Stan: Verwinkelte Gassen, urige Geschäfte und malerische Cafés. Über Kopfsteinpflaster von einem Laden zum nächsten laufend, werden wir von ruhigen Klängen der Straßenmusiker begleitet.
Stilsicher und schweigsam
Apropos Läden. Schwedens Hauptstadt hat nicht nur viele Boutiquen für exklusive Kleidung und Accessoires zu bieten. Auf unserer Reise begegnen uns zahlreiche Antiquitätengeschäfte und kleine Designläden mit klarem, schlichtem Stil. Hier verlieren wir uns für Stunden, ohne im Endeffekt etwas gekauft zu haben. Das ist gar nicht nötig. Die Geschäfte und Verkäufer versprühen eine wunderbar angenehme Atmosphäre, bei der ich gerne umherschlendere und die mich zu neuen Einrichtungs- und Geschenkideen inspiriert.
Die Schweden hinterlassen bei uns generell einen sehr unaufdringlichen und freundlichen Eindruck. Vor allem das geduldige Warten, bis alle Fahrgäste aus der Straßenbahn oder der Tunnelbana (Stockholms einzige U-Bahn) ausgestiegen sind, ist eine willkommene Abwechslung zu dem Gedrängel vor Berliner S- und U-Bahnen.
Wer Malle will, fährt nicht nach Schweden
Den Samstagabend wollen Max und ich mit einem Glas Wein ausklingen lassen. Hier muss erwähnt werden, dass Alkohol in Schweden, besonders in Restaurants, teuer ist und nur bei einem maximalen Alkoholgehalt von 3,5 % Vol. im Supermarkt verkauft werden darf. Was über dieser Grenze liegt, ist im staatlichen Monopolgeschäft Systembolaget erhältlich. Leider stellen wir fest, dass eben dieser Einzelhandel am Wochenende geschlossen hat (und auch unter der Woche nur bis 18 Uhr arbeitet). Ein bisschen Luxus darf im Urlaub sein, oder? Wir entscheiden uns also doch für ein kleines Restaurant und bestellen für umgerechnet 7,50 Euro pro Glas den günstigsten Wein auf der Karte. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Für alkoholische Getränke sollte man also nicht nach Stockholm fliegen. Den Partyurlaub und touristenüberfüllte Straßen findet man hier nicht. Dafür viele sehenswerte Orte, eine wohltuende Atmosphäre und die Liebe zum Detail. Wir haben die Woche sehr genossen und können Stockholm jedem empfehlen, der mehr Schweden erleben möchte als bei Ikea.
Achso, natürlich haben wir originale Köttbullar gegessen. Und natürlich waren sie besser als in Deutschland. Wofür Schweden aber außerdem bekannt ist, sind Kanelbullar – eine Art Zimtschnecken, in die sich Max verliebt hat. Hier seht ihr das Rezept und meinen Versuch, sie nachzubacken.
Liebe Alex,
das klingt wirklich nach einem schönen entspannten Urlaub. Schweden steht bei uns auch schon ganz oben auf der Urlaubsliste.
Viele Grüße
Julia
Liebe Julia,
ich denke so gern an Stockholm zurück, das war eine tolle Zeit in einer wunderschönen Stadt. Nächstes Mal würde ich ins ländliche Schweden fahren, das lohnt sich sicher mindestens genauso viel 🙂
Herzliche Grüße
Alex